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Ischa Duster – Freimarkt bei Nacht.

Der Bremer Freimarkt – eine fast 1000 Jahre alte Tradition.
Auch der 989. Auftakt bedeutet wieder Spaß, Adrenalin und Sauferei.
Ich frage mich allerdings was man vor 989 Jahren auf der Bürgerweide für einen Spaß gehabt haben soll?
Das ist natürlich eine rhetorische Frage – damals hatte man keinen Spaß! Und der Freimarkt damals hatte keine Fahrgeschäfte, sondern war ein Freimarkt. Dieser hatte etwas mit Markthoheit (Handel usw) – und nicht mehr an das Kirchenjahr gebunden zu sein – zu tun.
Das habe ich mal irgendwo mitbekommen und Wikipedia hat mir das gerade bestätigt.

Jedenfalls war ich am Wochenende mit vege.net unterwegs und habe das bunte Treiben auf dem Freimarkt fotografiert.
Von patzigen, älteren Herrschaften die nicht verstehen konnten, dass die Straßenbahn am Roland durch die Menschenmassen hindurch schleicht und leichten Oktoberfest-Vibes mal abgesehen, war das Wetter auf jeden Fall bombe.
Wir hatten ein straffes Pensum an Fotos und Videos welches abgearbeitet werden musste. Was mich bei sowas am laufen hält ist, dass ich zwischendurch immer ein, zwei Fotos für mich selbst schießen kann.

Nach meiner ADHS Diagnose habe ich gelernt, viel besser auf mein Inneres zu hören. Oft habe ich mich gefragt, warum ich nach so einem Tag manchmal völlig ausgelaugt bin (für mehrere Tage), auf wirklich nichts Lust hab und mir einfach alles schwer fällt. Jetzt weiß ich, dass ich mein Social-Barometer immer im Blick haben muss. Und das wurde an diesem Tag heftig in den Minusbereich gedrückt. Aber mit meiner Begleiterin konnte ich das ganz gut aushalten.

Da ich aber lieber alleine fotografiere und oft Gesehenes gerne anders darstelle, kam mir vor ein paar Jahren die Idee einfach mal mitten in der Nacht, bzw. ganz früh morgens den Freimarkt zu fotografieren.
Und da herrscht ein ganz spezieller Vibe. Es fühlt sich wirklich an wie eine kleine, selbstgebaute Stadt die noch schläft. Ein paar Bewohner  haben das Licht angelassen, ein paar Streuner (Party Heimgänger) kreuzen den Weg und die Müllabfuhr räumt auf was hinterlassen wurde. Es ist das komplette Gegenteil zu dem was ein paar Stunden zuvor abging. Beruhigende Stille, keine blinkenden Lichter und keine Menschen.

Wer Bock hat, kann hier drunter ein paar Fotos von dem besagten Morgen sehen.
Danach erzähle ich dann wie ich das ganze vor ein paar Tagen nochmal anders angegangen bin und zeige euch das Ergebnis.

Ich musste kürzlich, bis in den späten Abend, quasi remote arbeiten (in meinem regulären Job). Nach fast neun Stunden Bildschirmzeit brauchte ich irgendwas zum runterkommen und bin spontan wieder nachts auf den Freimarkt gefahren.

Bis auf die Fahrgeschäfte ändert sich da eigentlich nicht viel. Der Himmel bleibt dunkel und ein paar Leuchten weisen den Weg.
Deshalb nahm ich dem ganzen einfach die Farbe und fotografierte direkt Schwarzweiß.
In Capture One habe ich die Fotos dann noch begradigt oder die Belichtung, wenn nötig, ein wenig angepasst und das war’s.
Hier das Ergebnis: